VON DER FORSCHUNG DIREKT INS START-UP

LUBIS EDA

LUBIS EDA vereinfacht die Verifikation von Computer-Chips – und rennt damit offene Türen in der Industrie ein. Das Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern hat sich virtuell mit dem Start-Up vernetzt.

Für Tobias Ludwig war es ein logischer Schritt nach der Promotion am Lehrstuhl für den Entwurf Informationstechnischer Systeme (EIS) an der Technischen Universität Kaiserslautern ein Start-Up zu gründen, das sich mit der formalen Verifikation von Computerchips auseinandersetzt. „Meine Idee war, eine Software zu entwickeln, die die formale Verifikation vereinfacht“, erklärt Ludwig. In seiner Promotion hat das geklappt – also gründete er zusammen mit Max Birtel und Michael Schwarz LUBIS EDA. Der Name ist ein Akronym der drei Gründernamen, EDA steht für Electronic Design Automation.

LUBIS EDA bietet seinen Kunden die Verifikation von Mikrochips an. Fotos: Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern / A. Sell

Darunter versteht man in der Chipherstellung den Einsatz von Software und computergestützten Verfahren im Elektronikentwurf. 2019 erhielt Ludwig für seine Idee zusammen mit seinen Gründern eine Förderung im EXIST-Forschungstransfer, 2021 wurde LUBIS EDA gegründet. Das Ziel des Teams ist klar: „Unsere Mission ist es, formale Verifikation in die Breite zu bringen“, erklärt Ludwig.

Das Führungs-Trio des Start-Ups: Tobias Ludwig, Michael Schwarz und Max Birtel.

Und so läuft das ab: Die Gründer und ihr Team haben eine Software entwickelt, die eine Testumgebung generiert. In diese wird dann das Chipdesign reingeladen. Anschließend kann der Chip über herkömmliche Verfahren überprüft werden. „Die Erstellung der Testumgebung ist der kritische Faktor“, erklärt Ludwig. Durch die LUBIS EDA-Software sei es möglich geworden, die Komplexität in diesem Prozess zu reduzieren.

Die Lösung kommt bei den Kunden gut an: Sie beauftragen das Kaiserslauterer Start-Up, ihre Chips zu überprüfen. LUBIS EDA setzt die Software aktuell nur selbst ein und bietet den Kunden den Service der Überprüfung an. In den nächsten Jahren kann sich Ludwig vorstellen, die Software bei entsprechendem Entwicklungsstand auch an Chiphersteller zu lizenzieren.

Chipherstellung ist ein komplexer Prozess

Die Verifikation ist ein elementarer Bestandteil der Chipproduktion, die traditionell aus drei Phasen besteht: Zuerst wird festgestellt, was der Chip leisten soll, ein Lastenheft wird erstellt. Anschließend wird das Chipdesign erstellt und verifiziert. Ist das abgeschlossen, kann es in die Herstellung gehen. Ein solcher Chip ist ein hochkomplexes Bauteil, das aus unzähligen Transistoren besteht. „Mittlerweile passen auf die Größe einer 1-Cent-Münze über eine Milliarde Transistoren“, erklärt Mitgründer und CFO Max Birtel. Aufgrund der hohen Herstellungskosten – ökonomisch sowie ökologisch – ist es besonders wichtig, dass keine Fehler 

auftreten. Besonders dann, wenn es um sicherheitsrelevante Anwendungen geht. „Wenn ein Smartphone einen Fehler hat, kann man es einfach neu starten. Aber niemand hat Lust, dass man im Auto auf die Bremse tritt und das Anti-Blockier-System funktioniert nicht“, skizziert Ludwig. Im Konsumentenbereich sind deshalb Chipfehler eher die Regel als die Ausnahme, der Anspruch von Herstellern kann das aber nicht sein. Deshalb ist es für sie wichtig, die Chips lückenlos zu überprüfen.

Das ist auch in der aktuellen Situation besonders wichtig: Hersteller haben mit großen Liefer- und Produktionsengpässen zu kämpfen, stellenweise wird auch von der Chipkrise gesprochen. „Das betrifft vor allem die dritte Phase des Entwicklungsprozesses“, meint Ludwig. Trotzdem hat die Krise auch Auswirkungen auf das Tätigkeitsfeld von LUBIS EDA. Denn die Produktionszeiten in der Chipherstellung sind eng getaktet, die Unternehmen buchen früh in der Entwicklung einen Produktionsslot in der Fabrik. Die Chipentwicklung dauert eineinhalb bis zwei Jahre, deswegen darf nichts schief gehen. „Findet man

Die Arbeit bei LUBIS EDA ist von Grund auf digital.

Mit seinen Services unterstützt das Start-Up die Chiphersteller bei einer wichtigen Aufgabe.

 einen Fehler erst recht spät im Entwicklungsprozess, kann man ja schlecht einen fehlerhaften Chip produzieren“, erklärt Ludwig. Die Folge wäre ein Verfallen des Produktionsslots, das ist mit sehr hohen Kosten für den Hersteller verbunden. Kleinere Firmen könnten deswegen sogar bankrottgehen. Mit der LUBIS EDA-Software schafft es das Start-Up, die Fehler digital und zielgenau zu detektieren und bietet den Herstellern so einen wichtigen Service an.

Digitales Arbeiten im Hybridmodell

In der DNA des Start-Ups liegt seit jeher das digitale Arbeiten. Das Unternehmen nahm just in der Corona-Zeit die Arbeit auf. Schnell hat sich ein hybrides Modell eingebürgert. Sechs feste Mitarbeitende zählt das Unternehmen aktuell, dazu kommen noch einmal acht Teilzeitkräfte. Die meisten arbeiten zwei Tage im Homeoffice, kommen flexibel ins Büro. Einmal im Monat ist dann ein Teamtag, an dem auch Kollegen von weiter her ins Kaiserslauterer Office kommen. „Das braucht auch ein bisschen Disziplin“, meint Ludwig.

Er hat die Erfahrung gemacht, dass Pünktlichkeit auch im Online-Zeitalter wichtig ist. Nicht nur im Team zeigt sich das digitale Arbeiten, sondern auch im Austausch mit den Kunden. LUBIS EDA ist international aktiv, arbeitet mit Unternehmen aus dem Silicon Valley zusammen. „Der Digitalisierungsschub hat uns auf jeden Fall Vorteile gebracht. Gerade die großen Unternehmen sind bereit, sich mit uns digital zu treffen“, weiß auch Max Birtel. Das wäre vor der Pandemie noch undenkbar gewesen.

Für die nächste Zeit nimmt sich das LUBIS EDA-Team vor, die Software immer weiterzuentwickeln, um sie in Zukunft auch lizenzieren zu können. Bisher klappt das gut, das erste Halbjahr des Jahres lief für das Start-Up deutlich besser als erwartet.

Seit 2022 residiert das Team in neuen Räumlichkeiten in Kaiserslautern.

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Über das Unternehmen: LUBIS EDA

Daten und Fakten

LUBIS EDA wurde 2021 gegründet und basiert auf der Promotion von CEO Tobias Ludwig. Das Unternehmen bietet die formale Verifikation von Chipdesigns für Hersteller an und arbeitet dabei mit Firmen aus der ganzen Welt zusammen. In Zukunft soll die Software auch lizenziert werden können.

Webseite: https://lubis-eda.com/

Unternehmenssitz: Kaiserslautern

Mitarbeiter: 6

Gegründet: 2021

Autor: Julian Hörndlein

Kontakt

Larissa Theis

Öffentlichkeitsarbeit