Das Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern hat einen Hersteller von Kunststoffgehäusen in der Eifel bei der Auswahl und Einführung eines Kamerasystems für die optische Qualitätskontrolle unterstützt.
Die apra-plast Kunststoffgehäusesysteme GmbH aus Daun stellt kundenindividuelle Kunststoffteile und Gehäuse mit verschiedenen Fertigungstechnologien her. Dazu gehören Fräsen, Tiefziehen, Gießen und 3D-Druck. Da die Produkte vorwiegend in kleinen bis mittleren Stückzahlen und teilweise sogar in Losgröße 1 gefertigt werden, sind die Anforderungen an die Qualitätskontrolle besonders hoch. Um die Mitarbeitenden hier zu entlasten und der Qualitätskontrolle den letzten Schliff zu verleihen, ist das mittelständische Unternehmen auf das Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern zugegangen. Gemeinsam mit dem KMU hat ein Projektteam des Zentrums, bestehend aus KI-Trainern, eine Projektbegleitung durchgeführt, um ein passendes KI-System für die optische Qualitätskontrolle auszuwählen.
Alle Produkte bei der apra-plast Kunststoffgehäuse-Systeme GmbH entstehen durch Präszisionsarbeit (Fotos: Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern / A. Sell)
Von links: Matthias Lehnen (Teamleiter Qualitätssicherung), Jürgen Könen (Geschäftsführer) und Andreas Bauer (Qualitätssicherung).
Die Qualitätskontrolle auf ein neues Level heben
Als Geschäftsführer Jürgen Könen einen Vortrag des Zentrums auf einem Unternehmerfrühstück der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel gesehen hatte, stand für ihn gleich fest, dass er sich bei der Einführung von KI-Technologien von den KI-Expert:innen des Zentrums begleiten lassen möchte. Er nahm Kontakt zum Zentrum auf und recht schnell kristallisierte sich heraus, dass der Bereich der Qualitätskontrolle das größte Potenzial bietet, um mithilfe von KI auf ein neues Level gehoben zu werden.
Das Ziel des Projekts war es, ein kamerabasiertes KI-System auszuwählen, das künftig die optische Qualitätskontrolle der hergestellten Kunststoffteile übernehmen kann. Dabei gab es einige wichtige Kriterien zu beachten: zunächst einmal sollte die Lösung mobil sein, da das Unternehmen an verschiedenen Maschinen mit unterschiedlichen Techniken produziert und nicht für jede Technik ein eigener Prüfstand vonnöten sein soll. Außerdem muss der eingesetzte KI-Algorithmus speziell trainiert werden, um die sehr individuellen Produkte richtig beurteilen zu können – eine Lösung von der Stange scheidet also aus.
Qualitätskontrolle nur mit dem bloßen Auge wird bei apra-plast bald der Vergangenheit angehören.
Zu Beginn des Projekts haben die KI-Trainer das Unternehmen zu KI-Basics geschult; eine wichtige Voraussetzung, um KI einsetzen zu können, das grundlegende Verständnis davon. Im weiteren Verlauf des Projekts folgten dann Schritte wie die Lastenhefterstellung (welche Anforderungen an die Lösung gelten?) und die Anbieterrecherche (welche Anbieter bieten passende KI-Lösungen an?). Die Unterstützung der KI-Trainer hat dem Unternehmen sehr geholfen, besonders im Hinblick auf die gute Meilensteinplanung und das kontinuierliche Anstupsen und Dranbleiben. Aktuell steht die Firma vor der Entscheidung, von welchem Anbieter sie die Lösung erwerben wollen. Dabei ist nicht die Qualität der Hardware entscheidend, die alle Anbieter aus der engeren Auswahl liefern können, sondern die Softwarekomponente. Wegen der großen Produktvielfalt sind die Anforderungen daran besonders hoch und das KMU will vermeiden, das System für jedes einzelne Produkt eigens trainieren zu müssen.
KI nicht blind vertrauen
Jürgen Könen hat schon früh erkannt, wie nützlich die Digitalisierung für sein Geschäft ist: neben einem ERP-System nutzt apra-plast bereits ein eigens für das Unternehmen gestaltete Wissensmanagementsystem, über das die Mitarbeitenden auf wertvolles Produktionswissen zugreifen und Verbesserungsvorschläge machen können. Auch das Potenzial von KI ist Könen schon länger bewusst. Er sieht es als nützliches Werkzeug, welches den Menschen bei der Arbeit unterstützen und ihm beispielsweise lästige Aufgaben abnehmen kann. „Es ist mir allerdings wichtig, zu betonen, dass wir KI-Lösungen nicht einfach blind vertrauen sollten. Am Ende sollte immer nochmal ein Mensch auf die Ergebnisse draufschauen. Ein bewusster und reflektierter Umgang mit KI ist das A und O“, betont Könen.
Ein ERP-System, ein CRM-System und Handscanner in der Porduktion sind bei apra-plast schon länger im Einsatz.
Unterstützen statt konkurrieren
Die Belegschaft von apra-plast ist dem KI-Einsatz gegenüber positiv eingestellt. „Die Kolleginnen und Kollegen merken, wie gut sie digitale Tools und KI-Lösungen bei der Arbeit unterstützen können und ihnen den Arbeitsalltag so erleichtern“, berichtet Matthias Lehnen, der im Unternehmen für das Qualitätsmanagement zuständig ist. Besonders wichtig war es dem KMU, die Mitarbeitenden stets in die Implementierung von Digitalisierungs- und KI-Lösungen mitzunehmen und sie mitgestalten zu lassen. So wird am Ende sichergestellt, dass die neuen Hilfsmittel auch wirklich die Bedarfe der Mitarbeitenden abdecken und von ihnen fachgemäß bedient werden können.
Als klassischer Mittelständler ist apra-plast natürlich von Themen wie dem steigenden Fachkräftemangel und dem Demografischen Wandel betroffen. Könen kann sich vorstellen, KI auch in weiteren Unternehmensbereichen einzusetzen, beispielsweise im Marketing oder Vertrieb. „Ich sehe ein riesiges Potenzial für KI in allen Bereichen, in denen sehr viele repetitive Routineaufgaben anfallen. Die Entlastung für den Menschen ist hier besonders groß“, stellt Könen fest. Der Geschäftsführer ist sich sicher, dass KMU zukünftig nicht mehr um Digitalisierung und KI herumkommen werden, wenn sie sich im Markt behaupten wollen: „Ohne KI gibt es, auch im Mittelstand, keine wirkliche Zukunft. Davon bin ich felsenfest überzeugt.“
Autorin: Larissa Theis
Eine der bei apra-plast eingesetzten Fertigungstechnologien ist das sogennante Tiefziehen.
Auch Fräsen und 3D-Druck gehören zum Portfolio.
Sie sind Mittelständler und interessieren sich für KI?
Dann ist unser kostenfreier LEA-Kurs „KI im Mittelstand“ genau das Richtige für Sie! Lernen Sie die Grundlagen kennen und finden Sie heraus, welche Relevanz KI hat und welche Anwendungsbereiche es für Sie gibt.
Hier geht es zum Kurs!