MIT DEM E-AUTO DIE ENERGIEWENDE MEISTERN

LADE Gmbh

Die LADE GmbH möchte die Ladestruktur in Deutschland revolutionieren – gelingen soll das mithilfe von Digitalisierung. Das Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern hat am Firmensitz in Mainz erfahren, wie der Weg dorthin aussieht.

Dennis Schulmeyer wurde die Begeisterung für Elektromobilität in die Wiege gelegt. Als Kind spielte er mit Elektrobaukästen, mit acht Jahren hat er sein Skateboard mit einem elektrischen Antrieb versehen. Schulmeyer erinnert sich lachend daran zurück. Um der Leidenschaft weiter nachgehen zu können, absolvierte er eine Ausbildung zum Elektroinstallateur, studierte Informatik und gründete schließlich das IT-Systemhaus „Mensch & Mouse IT GmbH“ in Mainz. Für den Unternehmer war das jedoch noch nicht genug: Im März 2020 gründete er die LADE GmbH, 

So sehen sie aus, die LADE-Säulen. Das Unternehmen hat dazu mit einem Industrie-Designer zusammengearbeitet. Fotos: Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern / A. Sell

die sich zum Ziel gesetzt hat, die Ladeinfrastruktur in Deutschland zu verbessern und mit dem Konzept „Vehicle to Grid“ (V2G) gleichzeitig die Energiewende voranzutreiben.

Die Idee zu seinem Start-Up kam ebenfalls aus der langjährigen Beschäftigung mit dem Thema Elektromobilität. „Die ersten Ideen zum Thema E-Mobilität hatte ich im Jahr 2011“, erklärt Schulmeyer. Seit 2014 fährt er selbst ein Elektroauto. „Dann habe ich viele Jahre unter der schlechten Infrastruktur gelitten“, sagt er. Also musste eine Lösung her, die Laden neu denkt: Die Idee zum Unternehmen war geboren.

Steckt hinter der Unternehmensidee: Gründer Dennis Schulmeyer.

Innerhalb von zwei Jahren ist das Unternehmen von einem Startup mit wenigen Mitarbeitern auf ein Team aus über 40 Leuten angewachsen. Ende des Jahres sollen es knapp 60 Personen sein. Möglich macht dieses Wachstum auch die konsequente Nutzung digitaler Tools. Die LADE-Mitarbeiter sitzen in den USA, Tunesien, der Ukraine und Dänemark, sie kommunizieren über digitale Lösungen. „Digitalisierung ist unsere Kernsubstanz, sowohl beim Arbeiten, als auch im Produkt“, weiß der Chef.

Ladesäulen mit Nutzerkomfort

Schulmeyer war schnell klar, woran es bei der bestehenden Infrastruktur haperte: Vor allem Nutzerkomfort und eine breite Verteilung suchte er vergeblich. Mittlerweile hat er mit seinem Unternehmen selbst eine Ladesäule entwickelt, die diese Punkte in Zukunft bedienen soll. Die Ladesäulen sollen ab dem kommenden Jahr flächendeckend ausgerollt werden. Für den Firmengründer steckt eine tiefe Überzeugung zur nachhaltigen Unternehmenskultur dahinter: „Wir bringen das Umweltbewusstsein mit dem technischen Know-How zusammen“, meint er.

 

Wie das in der Praxis aussieht, fällt im Gespräch mit Schulmeyer schnell auf: Für ihn liegt die Zukunft nicht nur einfach in der Nutzung von Elektrofahrzeugen, stattdessen sollen die Autos mit ihren Batterien als Stromspeicher genutzt werden. Schulmeyer schätzt, dass im Jahr 2030 40 Millionen Elektroautos in Deutschland zugelassen sein werden. „Wir erhalten dadurch einen gigantischen Akku, der einfach so rumsteht“, sagt Schulmeyer. Laut ihm stünden Autos in ihrer Lebenszeit zu 96 Prozent still. Die LADE GmbH möchte das Nutzen, um die Energiewende voranzutreiben. „Wir möchten aus dem Übel des motorisierten Individualverkehrs etwas Positives machen und Elektroautos zu einem gigantischen Stromspeicher für regenerative Energien machen“, erklärt Schulmeyer.

Digitales Arbeiten ist im Unternehmen selbstverständlich.

Für den Bau von Ladesäulen ist einiges an Know-How gefragt.

In den Supermarkt zum Entladen

Damit das funktionieren kann, müssen entsprechende Voraussetzungen erfüllt sein. Die Autos müssen bei Stillstand an die Ladeinfrastruktur angeschlossen sein, außerdem sorgt eine Software-Lösung dafür, dass der Strom intelligent verteilt wird. „Damit das funktioniert, brauchen wir eine Ladeinfrastruktur von 60 bis 80 Millionen Ladepunkten“, so Schulmeyer. Die Infrastruktur muss für ihn nachhaltig und ästhetisch sein, außerdem komplett auf erneuerbaren Energien beruhen und entsprechend funktional sein. Damit das Konzept in der Breite Fuß fassen kann, muss die Infrastruktur etwa für Parkplatzbetreiber kostengünstig

Für seinen „Pioniergeist“ wurde Schulmeyer bereits von der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

sein und außerdem Anreize für die Nutzer schaffen, ihr Elektroauto mit dem Ladesystem zu verbinden. Das kann zum Beispiel dann möglich sein, wenn Nutzer durch das Einspeisen ihres Akkustroms Geld zurückbekommen. „Die Leute werden nicht zum Supermarkt fahren, um ihr Auto dort zu laden, sondern weil sei während der Aufenthaltsdauer von 20 Minuten Geld verdienen können“, sagt Schulmeyer. Regelenergie sei viel günstiger als Stromkauf und deswegen attraktiv. Vehicle to Grid nennt sich das System, bei der der im Elektroauto gespeicherte Strom in das Stromnetz eingespeist wird.

Bedenken, dass das Auto dann ja bei großem Stromaufkommen auch einmal leer dastehen könnte, zerstreut Schulmeyer. Das Cloud-System erkennt intelligent Fahrgewohnheiten und stellt das Auto entsprechend geladen zur benötigten Zeit zur Verfügung. Der Nutzer kann zudem Abfahrtszeiten selbst einstellen. Auch die Akkus werden in dem Prozess nicht beschädigt. „Wir reden beim Laden und Entladen in diesem Szenario immer nur von einem Bruchteil der Akkukapazität, für den Akku ist das überhaupt nicht schädlich“, so der Unternehmer.

Von der Politik wünscht sich Schulmeyer eine größere Offenheit für die Potenziale der Technologie. „Die Politik muss das bidirektionale Onboard-Ladegerät ab 2025 in Elektroautos verpflichten“, erläutert Schulmeyer. Das System funktioniert nur mit Wechselstrom. Wie sehr die Technologie dann jedoch in der Energiewende leisten kann, zeigt der V2G-Kalkulator (http://v2g.lade.de), den LADE im März veröffentlicht. Dort setzt Schulmeyer auf die Kraft der Visualisierung: Er zeigt den deutschen Stromverbrauch in einem frei wählbaren Zeitraum von maximal 30 Tagen; neben großen Produktionsspitzen durch Wind- und Sonnenenergie gibt es auch immer wieder Zeiten, in denen zu wenig Strom produziert wird. Mit Vehicle to Grid könnte diese Unterversorgung in Zukunft durch den Strom abgefangen werden, der in der Batterie der E-Autos gespeichert ist und dort ohnehin nicht abgerufen wird. Der Kalkulator berücksichtigt dabei die Verkehrs- und Energiewende-Szenarien der Bundesregierung sowie des Thinktanks Agora Energiewende. Schulmeyer ist davon überzeugt, dass Vehicle to Grid der Weg zu einer komplett regenerativen Stromerzeugung sein wird. „Nur durch die Fahrzeuge haben wir bereits eine 13 Prozent höhere Nutzung der erneuerbaren Energien und zeigen dadurch auch die Notwendigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien“, sagt er.

So sieht die fertige Ladesäule aus.

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Über das Unternehmen: LADE GmbH

März 2022
März 2022

Veröffentlichung des V2G-Simulators und mehr als 40 Mitarbeitende

Daten und Fakten

Die LADE GmbH mit Sitz in Mainz hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Ladesäule der Zukunft mitsamt einer Softwarelösung zu erstellen. Das Start-Up wurde 2020 gegründet und befindet sich aktuell im Proof-of-Concept. Im März stellt LADE den Vehicle-to-Grid-Kalkulator vor, mit dem gezeigt werden kann, welche Potenziale in der Technologie liegen.

Webseite: https://lade.de/

Unternehmenssitz: Mainz

Mitarbeiter: über 40

Gegründet: 2020

Autor: Julian Hörndlein

Kontakt

Larissa Theis

Öffentlichkeitsarbeit