E-AUTO-BATTERIEN NEUES LEBEN EINHAUCHEN

Circunomics

Das Mainzer Unternehmen Circunomics fördert die Kreislaufwirtschaft von Lithium-Ionen-Batterien. Die Digitalisierung macht den Erfolg möglich. Das Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern hat Circunomics in Mainz besucht.

Jan Born war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dem Gründer und CTO von Circunomics merkt man an, dass er für die Sache brennt. Sein Ziel ist klar formuliert: E-Auto-Batterien neues Leben einhauchen. Aus dieser Vision hat sich ein Geschäftsmodell ergeben, das Circunomics im Sinne der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft vorantreibt. „Es gibt kaum noch Applikationen, in denen die Lithium-Ionen-Batterie keine Relevanz hat“, sagt Born. Das weiß er aus Gesprächen mit Unternehmern, Visionären und auch Autobauern. Zu Letzteren hat Born eine jahrelange Verbindung. Nach seinem Informatikstudium fing Born bei der Mainzer Agentur mediaman an, wurde später der 

Circunomics hat das Ziel, die Kreislaufwirtschaft von E-Auto-Batterien zu ermöglichen. Die Arbeit läuft dabei sehr digital ab.  Fotos: Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern / A. Sell

Geschäftsführer. Die Agentur betreut unter anderem viele Kunden aus der Automobilindustrie und unterstützt auf dem Weg der digitalen Transformation. „Früher hatten wir viel Benzin im Blut“, erinnert sich Born lachend. Mit der Markteinführung und der Massentauglichkeit von Elektrofahrzeugen wandelten sich aber auch die Beschäftigungsfelder der Automobilindustrie, Akkus spielten eine immer größere Rolle. „Eines Tages kam ein Kunde auf uns zu und fragte, ob wir eine Ahnung davon haben, was mit den Millionen alter Batterien passiert“, erinnert sich der Gründer. Also führten er und sein Team eine Marktstudie entlang der gesamten Wertschöpfungskette durch. Das Ergebnis: Bei der Kreislaufwirtschaft von E-Auto-Batterien ist noch allerhand Potenzial vorhanden, die Idee für Circunomics war geboren.

Jan Born, Gründer von Circunomics

Jan Born ist CTO und Gründer von Circunomics.

Eine Plattform zur Lebensverlängerung

Der Grundgedanke von Circunomics ist, die Batterie auf ihrem Lebensweg zu betrachten. Das Leben einer Batterie beginnt mit dem Mining und der Verarbeitung der relevanten Rohstoffe. Anschließend kommt ein Hersteller und präpariert die Batterie für die notwendige Anwendung. „Das erste Leben einer Batterie kann sehr unterschiedlich aussehen“, weiß Jan Born. Zwar fokussiert sich Circunomics primär auf die Automobilwirtschaft und dort auf Individualfahrzeuge, aber Batterien spielen auch eine immer größer werdende Rolle in Bussen, LKW, Schiffen und der Bahn. Dort leistet die Batterie dann erst mal ihre Dienste, sorgt etwa für den CO2-freien Antrieb von Elektroautos. Dabei werden sehr gute Batterien mit hoher Leistung benötigt. Fällt diese unter einen entsprechenden Schwellwert – oft sind das 80 Prozent der Kapazität – dann gilt die Batterie als nicht mehr tauglich für den Einsatz in Elektrofahrzeugen. „Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht noch sehr gut in anderen

Anwendungen ein zweites Leben erhalten könnte“, weiß Born. Bisher ist dieses Wissen aber noch nicht bei allen angekommen. Stattdessen geht die Batterie häufig bereits nach der ersten Nutzung ins Recycling – die damit einhergehende Ressourcenverschwendung ist groß.

Born und sein mittlerweile 15-köpfiges Team sehen enormes Potenzial in der Zweitverwendung der Lithium-Ionen-Akkus. Ein großer Absatzmarkt sind etwa Energieunternehmen, die auf Batteriespeicher angewiesen sind. Solche Speicher stellen niedrigere Anforderungen an die Batterien als Elektroautos. Gleichzeitig ist die Zweitverwertung eine günstige Alternative zum Neukauf.

In der Plattform werden Angebot und Nachfrage zusammengebracht.

Circunomics adressiert den globalen Markt, entsprechend digital ist die Arbeit im Team.

Um diesen Umstand dreht sich nun die Circunomics-Plattform, die Anbieter von Batterien am Ende des ersten Lebens und die Nachfragenden zusammenbringt. Ein großer Fokus liegt dabei auf der Datenerhebung und -analyse. „Auf technologischer Basis möchten wir eine Zustandsbestimmung geben: Wie lange hält eine Batterie überhaupt?“, so Born. Dazu werden Daten der Automobilhersteller genutzt. Denn auch für sie ist das Wissen um die Lebensdauer der Batterie von großer Wichtigkeit. Im Schnitt hält die Batterie eines Elektroautos zwischen acht und zehn Jahren. Die Lebensdauer schwankt je nachdem, wie die Anwender mit ihrer Batterie umgehen und wie viele Ladezyklen durchgeführt werden. Hinzu kommt die Analyse der einzelnen Komponenten der Batterie. Eine Litihium-Ionen-Batterie besteht im Regelfall aus vielen Zellen, die zu Modulen und dann zu einem „Pack“ zusammengesetzt werden. „Wir schauen uns an, wie die Batterie auf diesen einzelnen Ebenen performt“, sagt Born. All diese Daten fließen dann in den Circunomics-Marktplatz ein, zu dem alle Marktteilnehmer eingeladen sind, die Batterien in ein mögliches zweites Leben überführen möchten. Und dann, wenn die Batterie tatsächlich am Ende ihres Lebens angekommen ist, auch zu den Recyclingunternehmen zu bringen.

Eine Marktstudie ergab großes Potenzial rund um die Zweitverwertung von Batterien.

Ein Angebot, das nachgefragt wird

Mit der Plattform adressiert Circunomics genau den Wunsch des Marktes. Vor allem in Europa sind Unternehmen an der Kreislaufwirtschaft interessiert. „Die Rohstoffe, die in unseren Markt reinkommen, sollen diesen Markt auch nicht mehr verlassen“, sagt Born. Er schätzt, dass die Automobilhersteller in Zukunft kein Interesse daran haben, die Autos am Ende ihres Lebens nach Afrika oder in den mittleren Osten zu schicken. Aktuell ist eine spannende Zeit für das Unternehmen. „Wir sind jetzt so weit: Unsere Plattform steht seit einem knappen Jahr“, erklärt Born. Natürlich dauert es einige Zeit, bis der Lebenszyklus von E-Auto-Batterien ganzheitlich gedacht wird. „Bei einer Lebensdauer von acht bis zehn Jahren braucht das natürlicherweise seine Zeit“, so Born. Genau diese Zeit ist bei vielen älteren Elektroautos aber nun rum, das Thema Batterie-Recycling und Zweitverwertung wird immer aktueller. „Schon allein aufgrund der Energiewende“, sagt Born.

Möglich machen dieses Geschäftsmodell nur die Chancen der Digitalisierung. „Dadurch, dass wir softwaregetrieben sind, arbeiten wir mit agilen Methoden“, sagt der CTO. Die digitale Zusammenarbeit ist in die DNA von Circunomics eingeprägt: Die Mitarbeitenden sitzen über ganz Europa verteilt. Jeden Morgen kommt das Team zu einem Daily zusammen – natürlich online. Für Born ist das auch eine Entwicklung, die in der Corona-Pandemie begründet liegt. „Durch die Pandemie ist es einfach ins Blut übergegangen, dass man online über Calls, Chats, Videokonferenzen und Kollaborationstools gut zusammenarbeiten kann“, weiß Born. Zweimal im Jahr findet aber ein Präsenztreffen aller Teammitglieder statt, schließlich möchte man nicht ganz auf den persönlichen Austausch verzichten.

Eine ambitionierte Reise, die erst am Anfang steht

Circunomics blickt ambitioniert in die Zukunft. „Es ist ein wahnsinnig schnell wachsender Markt“, ist sich Born sicher. Was man dabei nicht aus den Augen verlieren darf, sind die regulatorischen 

Jan Born ist sich sicher, dass die Reise für Circunomics erst am Anfang steht.

Rahmenbedingungen der Gesetzgeber. „Das Thema Zweites Leben für Elektrobatterien wird von den Regulatoren noch zweitrangig behandelt“, weiß Born. Er wünscht sich, dass die Automobilhersteller bald im großen Stil das Potenzial erkennen, das in der Zweitverwertung von Batterien liegt. „Natürlich dauert es noch ein bisschen, bis das große Volumen kommt“, heißt es von dem Visionär. Den Grundstein für ein großes Wachstum hat Circunomics aber bereits gelegt.

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Über das Unternehmen: Circunomics

Circunomics möchte die Nutzung von Lithium-Ionen-Batterien revolutionieren. Dazu werden über eine Plattform Anbieter wie Automobilunternehmen mit den Nachfragenden, darunter etwa Energieversorger, zusammengebracht. Die Firma entstand 2019 als Ausgründung der Mainzer mediaman GmbH.

Webseite: circunomics.com

Unternehmenssitz: Mainz

Mitarbeitende: 15

Gegründet: 2019

Autor: Julian Hörndlein

Kontakt

Larissa Theis

Öffentlichkeitsarbeit