DIGITALISIERUNG IN DAS GESUNDHEITSWESEN BRINGEN

insight.out GmbH

Die insight.out GmbH digitalisiert analoge Pen & Paper-Tests zur therapeutischen Diagnose. Zwei der Gründer haben das Mittelstand-Digital Zentrum besucht.

Franca-Alexandra Rupprecht und Andreas Schneider sitzen vor Ihrem Laptop und zeigen einen digitalen Fragebogen. „testbox“ heißt ihr Produkt. Damit sollen schriftliche Pen & Paper-Tests – herkömmliche Papierfragebögen zum Einsatz in der Diagnostik – digitalisiert werden. „Wie sehr litten Sie in den letzten zwei Wochen unter der Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun?“ steht dort etwa. Für Psychologen und Therapeuten unterschiedlicher Betätigungsfelder sind solche Fragebögen wichtig, um eine erste Diagnose des Klienten oder Patienten erstellen zu können. Die Verfahren sind etabliert und validiert, sie kommen seit Jahrzehnten in solchen Gesprächen zum Einsatz. Allerdings weisen sie oftmals eine gewisse Eigenschaft auf: Die Tests werden mit Stift und Papier analog durchgeführt. Damit das nicht so bleibt, haben Rupprecht und Schneider zusammen mit dem Psychologen Jan 

Mit der testbox möchte insight.out Digitalisierung ins Medizinwesen bringen. Fotos: Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern / A. Sell

Spilski die insight.out GmbH gegründet. Ziel des Unternehmens ist es, die herkömmlichen analogen Fragebögen zu digitalisieren und damit den Therapeuten etliche neue Daten und Möglichkeiten an die Hand zu geben, um eine umfassendere Diagnose in kürzerer Zeit zu ermöglichen.

Andreas Schneider und Franca-Alexandra Rupprecht haben zusammen mit Jan Spilski insight.out gegründet.

Kennengelernt haben sich Rupprecht und Schneider am Lehrstuhl für Human Computer Interaction an der Technischen Universität Kaiserslautern. „Dort lag schon immer unser Augenmerk auf der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Insbesondere hat uns interessiert: Wie können wir die kognitive Belastung messen, um Apps an den Bedarf des Menschen anzupassen?“, sagt Rupprecht. Nach ihrer Promotion im März 2018 kam die Idee zu insight.out auf, mithilfe eines EXIST-Gründerstipendiums wurde die Firma im Januar 2020 gegründet. Das Produkt geht noch weit über den reinen Test hinaus: „Die Testbox hat das Ziel, alle Beteiligten bei der digitalen Testdurchführung an einen Tisch zu holen“, meint Andreas Schneider. Das sind auf der einen Seite die Testentwickler und -anbieter, auf der anderen Seite sind es die Ärzte, Kliniken, Therapeuten und schließlich auch die Klienten.

Einfache Durchführung

insight.out liegt viel daran, die Tests anwenderfreundlich zu gestalten. Die testbox ist eine Online-Plattform, bei der sich die Klienten anmelden und den Test durchführen können. Das geschieht einfach per Tablet 

oder Computer. Die Auswertung erfolgt automatisch und liefert so schnelle und breite Ergebnisse. Sowohl Klienten als auch Therapeuten profitieren davon. Durch die digitale Umsetzung entstehen Daten, die bei analoger Durchführung nicht erhoben werden könnten. „Da steht ganz vorne die Zeitdauer. Nicht nur in der Auswertung, sondern auch in der Durchführung. Die Klienten können die Anamnesebögen ja auch zuhause ausfüllen“, sagt Franca-Alexandra Rupprecht. Damit erhalten die Therapeuten vor Ort dann mehr Zeit für den Klienten oder Patienten. Auch Antwortmuster werden so aufgedeckt, Therapeuten bekommen etwa mitgeteilt, wie lange ein Klient für eine Frage benötigt oder ob er oft zurückspringt. „Man kann Umentscheidungen tracken, das sind sehr spannende Daten für Psychologen“, so Andreas Schneider.

Der technische Fortschritt wird abgebildet

Auch Eyetracking ist für insight.out ein Thema. Damit kann erfasst werden, wie der Anwender auf die einzelnen Fragen reagiert, was schließlich auch in die Diagnose mit einfließt. Aktuell arbeiten die Gründer an einer Handwriting-Studie, die das Schriftbild in die Auswertung mit einbinden soll. Die Anwender schreiben dann auf einem Tablet, eine Künstliche Intelligenz wertet das Bild aus und gibt es weiter an den Therapeuten. Das eignet sich dann beispielsweise zur Demenzfrüherkennung.

Da es sich bei den erhobenen Daten um sensible Patientendaten handelt, ist Datenschutz für das Start-Up ein großes Thema. Die insight.out-testbox ist ein nach EU-Richtlinien zertifiziertes Medizinprodukt. Hinter dem Anspruch, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen, steckt auch der Ansatz, die Daten wieder für die Forschung zu verwenden und in die Testentwicklung mit zurückfließen zu lassen. „Die Weiterverarbeitung in der Forschung ist recht einfach, da die Patientendaten anonymisiert sind und deshalb weiterverwendet werden können“, meint Schneider.

Vom Papier auf den Bildschirm: Während bisher die Anamnesebögen noch händisch ausgefüllt wurden,…

…ermöglicht die testbox eine digitale Bearbeitung.

Die Digitalisierung spiegelt sich bei insight.out nicht nur im Produkt wider, auch die tägliche Arbeit ist von Grund auf digital gestaltet. Bereits kurz nach Gründung 2020 zwang die Corona-Pandemie das Unternehmen ins Homeoffice. Die Mitarbeiter gingen ergebnisoffen an den Prozess heran. „Für uns war vieles einfach ausprobieren: Was funktioniert, was funktioniert nicht?“, erinnert sich Schneider. 

Aktuell befindet sich das Unternehmen auf Wachstumskurs. Das Ziel: Die Medizinbranche von der Digitalisierung überzeugen.

Neben den typischen digitalen Kontaktmöglichkeiten hat das Start-Up schnell auf ein „digitales Büro“ gesetzt. Dort sitzen die Mitarbeitenden – erreichbar per Mikrofon und Webcam – zusammen in einer virtuellen Umgebung. Wer eine Frage oder ein Anliegen hat, kann einfach Kontakt aufnehmen. „Das ermöglicht uns wirklich ein niederschwelliges digitales Zusammenarbeiten“, sagt Rupprecht.Die Zukunft hält für insight.out einiges bereit. Aktuell arbeiten 13 Mitarbeitende für das Unternehmen, das Start-Up ist auf Wachstumskurs. Jetzt gilt es, die testbox in die Breite zu bringen. „Unser Produkt ist auf einem Stand, wo es wirklich sehr gut funktioniert. Wir schaffen für sehr viele Gruppen sehr gute Mehrwerte“, erklärt Schneider. Trotzdem ist gerade in der Medizinbranche noch viel an Überzeugungsarbeit nötig: Oft ist die digitale Ausstattung in der Praxis nur spärlich vorhanden. „Wir befinden uns in einem Markt, wo Digitalisierung noch nicht angekommen ist. Da ist auch viel Aufklärungsarbeit nötig“, meint Rupprecht. Die Voraussetzungen dazu sind vorhanden: Mit der testbox bietet insight.out ein neues digitales Tool, das auf herkömmlichen Endgeräten läuft und einen Mehrwert für Klient und Therapeut liefert.

Lust auf Digitalisierung?

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Über das Unternehmen: insight.out GmbH

Daten und Fakten

Die insight.out GmbH mit Sitz in Kaiserslautern hat mit ihrer testbox ein Produkt geschafft, bei dem herkömmliche, handschriftliche Pen & Paper-Tests digitalisiert werden und die testbasierte Diagnostik unterstützt wird. Das schafft einen Mehrwert für die Therapeuten, aber auch für Klienten und Patienten mit unterschiedlichen Diagnosen.

Webseite: https://www.insio.de/

Unternehmenssitz: Kaiserslautern

Mitarbeiter: 13

Gegründet: 2020

Autor: Julian Hörndlein

Kontakt

Larissa Theis

Öffentlichkeitsarbeit