AUS DER GARAGE REIN INS EIGENE UNTERNEHMEN

Miniatouring GmbH

Die Miniatouring GmbH aus Nieder-Olm baut kompakte Wohnwagen – und setzt dabei neben Nachhaltigkeit auch auf Digitalisierung. Das Mittelstand Digital-Zentrum auf Camping-Entdeckungstour.

Es hört sich fast wie die Geschichte von einem amerikanischen Unternehmen à la Microsoft und Apple an. Nur was für das Silicon-Valley die Chipindustrie war, ist für Hannes Trautmann der Bau von Wohnwägen. Die Idee zu seinem Unternehmen kam dem Gründer, als er 2018 auf der Suche nach einem eigenen Camper war. In der elterlichen Garage zimmerte er kurzerhand seinen ersten Wohnwagen zusammen, um damit selbst die Welt zu bereisen. Mit 21 Jahren war er dann auf der Suche nach einer passenden Profession – zwischenzeitlich arbeitete er als Surf- und Kajaklehrer. Mit seinem Wohnwagenkonzept traf der gelernte Schreiner schließlich direkt ins

In Nieder-Olm entstehen ganz besondere Wohnwägen. Fotos: Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern / A. Sell

Schwarze: 2019 gründete er Miniatouring, seine Firma stellt die Wohnwägen in größerem Stil her. Bis zu 120 Anhänger verlassen das Gelände im rheinhessischen Nieder-Olm aktuell pro Jahr. Das ist auch die Kapazitätsgrenze für den aktuellen Standort, weshalb Trautmann auf der Suche nach einer neuen Produktionsstätte ist. Trautmanns Anhänger zeichnen sich durch besondere Charakteristika aus. 

Mit einer Roadmap möchte die Ziegelbranche klimaneutral werden.

Der Reisemobilmarkt teilt sich traditionell in Wohnmobile und Wohnwagen auf. Wohnmobile sind ganze Fahrzeuge mit eigenem Motor – das macht sie wartungsintensiv und teuer. Wohnwagen hingegen haben den Nachteil, dass die Flexibilität der Reisenden häufig einschränken. Allzu oft wird ein Wohnwagen im Urlaub auf den Campingplatz gefahren und bleibt dort für die ganze Reisezeit stehen. Außerdem braucht es für die klassischen Wohnwagen einen besonderen Führerschein der Klasse BE. „Wir versuchen, die Lücke zwischen Reisemobil und Wohnwagen zu schließen“, sagt Trautmann über seine Fahrzeuge. Denn die Miniatouring-Wohnwagen sind kompakt. Sie bestehen aus einen Wohnteil, in dem geschlafen und gegessen werden kann, eine Küche ist in den Wagen ebenfalls eingebaut und lässt sich nach außen aus dem Gestell herausziehen. Im Grunde konkurrieren die Wohnwagen aus Nieder-Olm mit Vans. Das sind Kleinbusse, die häufig auch nur Bett und Küche eingebaut haben. „Man kann schlafen, man kann kochen, man hat Stauraum, man kann drin sitzen“, so Trautmann. Der Vorteil der kompakten Bauweise: Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 750 

Kilogramm, was bedeutet, dass jeder es mit einem herkömmlichen Führerschein der Klasse B fahren kann. Im Vergleich zu Fahrzeugen mit Motor kann Trautmann seine Wohnwagen deutlich günstiger anbieten. Statt einen Van zu kaufen, entschließen sich deshalb viele Kunden für Miniatouring. Die Ausstattung ist flexibel: Trautmann stattet die Wohnwagen nach Kundenwunsch aus, auch Markisen und Dachzelte sind möglich.

Praktisch, nachhaltig, regional

Beim Bau der Wohnwagen setzt Minatouring auf nachhaltige Materialien. Der Wohnwagen besteht zu einem großen Teil aus Holz, die Wände bestehen aus Aluminium. Trautmann hat sich außen bewusst für dieses Metall und gegen eine Holzverkleidung entschieden. „Es ist nicht nachhaltig, wenn 

"Wir versuchen, die Lücke zwischen Reisemobil und Wohnwagen zu schließen."
Hannes Trautmann
Gründer Miniatouring

man alle fünf bis sechs Jahre ein neues Fahrzeug braucht“, so der Gründer. Denn Holz im Außenbereich wäre sehr anfällig gegenüber der Feuchtigkeit. „Wir können eine Qualität bereitstellen, sodass das Fahrzeug auch nach 15 Jahren noch gut aussieht“; erklärt Trautmann. Außerdem ist der Wohnwagen komplett Made in Germany. Die Zulieferer kommen zu großen Teilen aus Rheinhessen. „Darauf haben wir sehr penibel geachtet“, meint Trautmann.

Bei den Kunden kommt das gut an. Mit seiner Idee ist er bereits bei der Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ aufgetreten und hat darüber einen Investor gefunden. Auch auf dem Caravan Salon in Düsseldorf, der größten Messe ihrer Art in Deutschland, kam das Konzept gut an. Die Kunden profitieren von der Flexibilität im Reisen, die fast an ein Reisemobil herankommt. Der Wohnwagen ist robust gebaut, kommt auch über schwierigeres Gelände. Durch sein leichtes Gewicht kann das Gefährt – im Gegensatz zu vielen anderen Wohnwagen – problemlos von Elektroautos gezogen werden. Auch wer einen Verbrenner fährt, tut mit den Wagen etwas für die Nachhaltigkeit: der Spritverbrauch sinkt im Vergleich zu schwereren Modellen deutlich.

 

Nicht nur die Verwaltung ist bei Miniatouring digital, auch die einzelenen Arbeitsschritte sind digital abgelegt. 

Künftig könnte auch der Lagerbestand erfasst werden.

Digitalisierung ist selbstverständlich

Für den 27-jährigen Trautmann ist eine digitale Arbeitsweise selbstverständlich. Die Verwaltung läuft nahezu vollständig digital ab. „Das einzige Papier hier im Büro haben wir aufgrund gesetzlicher Vorgaben“, so Trautmann. Auftragsplanung, Kundenkontakt, Finanzen: All das läuft vollständig digital ab. In Zukunft hat er auch die Produktion selbst im Blick. Zwar ist der Zusammenbau eine handwerkliche Tätigkeit und soll es auch bleiben, aber digitale Lösungen können Trautmanns mittlerweile 13 Mitarbeitenden bei ihrer Arbeit unterstützen. Aktuell gibt es für jeden Schritt in der Wohnwagenfertigung Montageanleitungen, die in der Cloud abgespeichert werden. Künftig soll auch der Lagerbestand digital erfasst werden. Aktuell ist noch einmal pro Jahr eine Inventur notwendig. Trautmann kann sich vorstellen, die einzelnen Fächer mit den Bauteilen mit QR-Codes zu bestücken, die schließlich gescannt werden und dem Mitarbeitenden so einen Überblick über den Bestand geben können.

 

Mit Die Arbeit bei Miniatouring ist zu einen großen Teil Handarbeit.

Die Miniatouring-Wohnwagen sind beliebt: Ungefähr zehn Stück werden in der Halle in Nieder-Olm pro Monat produziert. Bereits an der Hofeinfahrt warten die Camper auf ihre Abholung. Im Vergleich mit der Reisemobilbranche, die aktuell sehr lange Lieferzeiten hat, kann Trautmann seine Lieferdauer noch gut abschätzen. Die Kunden freut es: Sie können schneller in den Urlaub losziehen. A propos: Das beliebteste Reiseziel für Miniatouring-Wohnwagen ist Skandinavien. „Mindestens 60 Prozent der Kunden wollen da hin“, sagt er.

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Über das Unternehmen: Miniatouring GmbH

Daten und Fakten

Aus der eigenen Reiseleidenschaft hat Hannes Trautmann ein Geschäftsmodell gemacht. Er gründete 2019 Miniatouring und produziert seitdem in Nieder-Olm handgefertigte Wohnwägen. Die Gefährte kommen gut an, die Auftragsbücher sind bis ins nächste Jahr gefüllt.

Webseite: miniatouring.de

Unternehmenssitz: Nieder-Olm

Mitarbeiter: 13

Gegründet: 2019

Autor: Julian Hörndlein

Kontakt

Larissa Theis

Öffentlichkeitsarbeit