DIGITALE PROZESSOPTIMIERUNG IM ETIKETTENDRUCK

Lohmann Druck GmbH

Die Lohmann Druck GmbH sichert die eigenen Zukunft durch Digitalisierung und Automatisierung der Produktion. Das Mittelstand-Digital Zentrum Kaiserslautern hat das Unternehmen mit einer Ideenwerkstatt unterstützt.

Inmitten von Weinbergen liegt der Ort Bullay an der idyllischen Moselschleife. Teilweise wirkt es, als sei die Zeit stehen geblieben – jedoch nicht für die Lohmann Druck GmbH, die aus dem Moseltal jeden Tag Millionen von Etiketten in die ganze Welt liefert.

66 Jahre reicht die Geschichte der Druckerei zurück, das Unternehmen wurde nach dem zweiten Weltkrieg gegründet. Damals waren die Hauptkunden von Lohmann die nahen Mosel-

Bis zu 15 Millionen Etiketten werden bei Lohmann Druck pro Tag produziert und verpackt. Fotos: Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kaiserslautern / A. Sell

winzer, die Etiketten für ihre Weinflaschen bestellten. Seitdem hat sich der Absatzmarkt aber gewandelt: „Wir haben heute ein weltweites Publikum und beliefern auch große, internationale Industriebetriebe“, erklärt Markus Reher, Geschäftsführender Gesellschafter von Lohmann Druck. Hergestellt werden sogenannte Nassklebeetiketten, die bei der Befüllung mit einem Leim auf das Glas oder die Verpackung gebracht werden. „Wir haben uns auf kleine und mittlere Losgrößen spezialisiert“, fügt Reher an. Diese reichen von 10.000 Etiketten einer Sorte bis hin zu 15 Millionen.

Treiben die Digitalisierung bei Lohmann Druck voran: IT-Leiter Oliver Lauterborn, Geschäftsführender Gesellschafter Markus Reher und Geschäftsführer Horst Rollmann.

75 Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Etiketten gefertigt werden, von der digitalen Vorlage über die Bogenerstellung bis hin zum Druck. Prozessoptimierung ist ein großes Thema bei Lohmann Druck, um die Produktionszeit zu verkürzen. Vom Erhalt der Bestelldaten durch den Kunden bis hin zur Auslieferung vergehen maximal zehn Arbeitstage. „Wir können aber auch innerhalb von 24 Stunden einen Auftrag produzieren, wenn es dringend ist. Und das beweisen wir auch regelmäßig“, so Reher. Dabei hilft Digitalisierung der Druckerei bereits, soll aber in Zukunft noch stärker ausgebaut werden.

Durchgängige Datenvernetzung von der Bestellung bis zum Versand

„All unsere Daten liegen heute digital vor. Natürlich haben wir auch ein ERP- und ein CRM-System zur Prozess- und Ressourcensteuerung“, sagt IT-Leiter Oliver Lauterborn. Die Digitalisierung setzt bei Lohmann Druck bereits zu Beginn des Produktionsprozesses an, nämlich bei der Bestellung. Dazu gibt es einen Online-Shop, in dem Kunden das gewünschte Etikett individuell konfigurieren können. Gleichzeitig ist das Unternehmen in den sozialen Netzwerken aktiv, generiert sogar Aufträge über Instagram.

Ein weiterer Vorteil der Digitalisierung ist für Lohmann Druck die Verzahnung in der Produktion: „Wenn wir 

an einer Maschine Erkenntnisse gewinnen, die wir an der nächsten Maschine nutzen können, dann sparen wir uns die erneute Dateneingabe und damit viel Zeit“, fügt Lauterborn an. Die Digitalisierung sorgt jedoch auch für einige Herausforderungen. „Zweieinhalb Jahre lang waren wir ziemlich erfolglos auf der Suche nach einem Partner, der uns bei der Automatisierung unterstützt“, erzählt Geschäftsführer Horst Rollmann. Maschinenhersteller hätten abgewunken aufgrund der speziellen Anforderungen, die das Unternehmen in punkto Variantenvielfalt, Größe und Farbigkeit an seine Produkte stellt.

In der Druckvorstufe werden die Dateien der Etiketten am Computer erstellt.

Anschließend wird ein Druckbogen gefertigt.

Mit Automatisierung auf Trends reagieren

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kaiserslautern kam Lohmann Druck mit einer Ideenwerkstatt zu Hilfe. „Die Befruchtung mit Ideen von jungen Leuten, das ist einfach eine tolle Sache“, sagt Reher dazu. Das Ziel der Ideenwerkstatt war es, mittels Vernetzung und Automatisierung der Bestandsanlagen die Produktion auf die sinkenden Losgrößen in der Etikettenherstellung anzupassen.

Automatisierung ist der Dreh- und Angelpunkt der Etiketten-Produktion bei Lohmann. Das fängt in der Druckvorstufe am Computer an und endet bei der fertigen Ausgabe der Etiketten. Bis auf das Papier der Etiketten selbst strebt Lohmann Druck dabei eine nahezu papierlose Fertigung an.

Die Produktion der Etiketten hört bei Lohmann nicht mit dem Druck auf. Im Anschluss müssen die Bögen geschnitten beziehungsweise gestanzt und anschließend verpackt werden – eine  Aufgabe, die nicht einfach zu standardisieren ist. „Auf dem Förderband laufen gestanzte und geschnittene Etiketten gemischt. Das bedeutet sehr viel Handarbeit und Koordination für die Mitarbeiter“, so Rollmann. Die Druckerei plant, diesen Arbeitsschritt zu automatisieren, um die Fertigung noch effizienter zu gestalten. Damit habe man laut Reher bei den Mitarbeitern offene Türen eingerannt.

Aktuell müssen die Etiketten einer Sorte zudem per Hand in ein sogenanntes Tray gestellt werden, einen Karton, der ungefähr 10.000 Etiketten umfasst. Fehler sollten dabei keine passieren, sonst kann es im Supermarkt vorkommen, dass man einen Himbeerjoghurt kauft, der eigentlich als Erdbeerjoghurt etikettiert war. „Das bedeutet eine enorme Denk-Leistung und Anspannung für die Mitarbeiter, die den ganzen Tag diese Arbeit absolvieren“, berichtet der Geschäftsführer aus Erfahrung.

Analog vs. digital: In der Einzelfertigung werden Stanzmesser per Hand ausgesucht.

Aber auch automatisierte Stanzmaschinen sind bei Lohmann  Druck bereits im Einsatz.

Sorgen der Mitarbeiter durch Transparenz abbauen

Wichtig für Lohmann Druck ist bei der Digitalisierung die transparente Einbindung der Mitarbeiter. „Denn der digitale Wandel gelingt nur, wenn sich das Personal keine Gedanken um wegfallende Jobs machen muss. Jeder Mitarbeiter kann an verschiedenen Maschinen arbeiten. Bis eine wegfällt, sind die betroffenen Mitarbeiter bereits für andere Tätigkeiten qualifiziert“, erläutert Rollmann. Das Ziel des Unternehmens ist es, die Arbeit anders zu verteilen, um dadurch mehr Aufträge zu generieren und insgesamt erfolgreicher zu sein. „Unter den Mitarbeitern gab es überhaupt keine Bedenken. Durch die Digitalisierung können wir dem Fachkräftemangel in der Region entgegenwirken“, meint  Rollmann.

Ein Mitarbeiter scannt die Farbe für die Etiketten. Auch die Mischung erfolgt mit digitalen Hilfsmitteln.

Alle Mitarbeiter sind an der digitalen Transformation der Druckerei beteiligt. Ermöglicht wird das unter anderem durch die flache Hierarchie des Unternehmens. „Bei uns gibt es keinen offiziellen Digitalisierungsbeauftragten. In den Abstimmungs-Runden des Managements werden zwar Projekte angestoßen, viele Ideen kommen jedoch aus dem Tagesgeschäft der Mitarbeiter “, so Oliver Lauterborn.

Digitalisierung groß gedacht

Die Automatisierung des Schneidprozesses ist für Lohmann Druck nur ein kleines Teil im großen Rad der Digitalisierung. Neben dem kürzlich eröffneten Online-Shop gibt es auch ein Tool, das die Aufträge direkt ins ERP einspeist. Für die Geschäftsführer ist dazu aber noch Überzeugungsarbeit bei den Kunden nötig. Die Digitalisierung ist für Reher unterdessen eine Entwicklung, die schlichtweg von keinem Unternehmen ignoriert werden kann: „Die Frage ‚ob?‘ darf sich eigentlich gar nicht stellen, sondern nur ‚wann?‘. Das muss eigentlich jeder Unternehmer heute selbst wissen“, so der Geschäftsführer.

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Über das Unternehmen: Lohmann Druck GmbH

Daten und Fakten

Lohmann Druck hat über 60 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der industriellen Herstellung qualitativ hochwertiger und aufwendig veredelter Nassleimetiketten. Die moderne Produktion, mit dem Fokus auf eine effiziente Weiterverarbeitung von Etiketten, sichert eine schnelle und flexible Fertigung. Das macht Lohmann Druck zu einem Just-in-time-Lieferanten für alle Kunden. Ein Beispielprodukt ist das Markenpaket für Brauereien inklusive Etiketten (Nassleim oder Haft), Bierdeckel (rund oder quadratisch) und Kronkorken.

Webseite: http://www.lohmann-etiketten.de/

Unternehmenssitz: Bullay

Mitarbeiter: 75

Gegründet: 1953

Autor: Julian Hörndlein

Kontakt

Larissa Theis

Öffentlichkeitsarbeit